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Dreidimensionale Skoliosebehandlung nach Schroth


SkolioseAls Skoliose bezeichnet man eine seitliche Verkrümmung der Wirbelsäule bei gleichzeitiger Verdrehung der Wirbelkörper und des Brustkorbs. Erkennen kann man eine Skoliose bei genauer Betrachtung der Wirbelsäule. Im Idealfall ist die Wirbelsäule, wenn man sie von hinten betrachtet, gerade. Bei der Skoliose fällt zunächst auf, dass die Wirbelsäule von der Mittellinie abweicht. Ein weiteres typisches Zeichen für eine Skoliose ist der so genannte "Rippenbuckel". Diesen erkennt man, wenn die betroffene Person den Oberkörper weit nach vorne beugt und die Arme Richtung Boden hinuntersinken lässt. Der Untersucher betrachtet dabei den Rücken von hinten. Bei einer Skoliose fällt auf, dass der Rücken links und rechts der Wirbelsäule unterschiedlich hoch erscheint. Das hängt damit zusammen, dass sich bei der Verdrehung der Wirbelkörper auch die Rippen mitdrehen und diesen Rippenbuckel verursachen.


Der Großteil aller Skoliosen wird als idiopathisch bezeichnet, das bedeutet, dass man die Ursache für die Entstehung der Skoliose nicht kennt. Man weiß allerdings, dass es eine familiäre Häufung gibt. Oft treten Skoliosen schon im frühen Kindesalter auf, wobei Mädchen wesentlich häufiger betroffen sind als Burschen.


Da es sich bei der Skoliose um eine progrediente, d.h. fortschreitende Erkrankung der Wirbelsäule handelt, ist es ein großer Vorteil, wenn sie frühzeitig diagnostiziert wird. Hier sind vor allem die Schuluntersuchungen von Bedeutung, da die Skoliose bei Kindern meist noch keine Schmerzen verursacht.


Die seitliche Abweichung der Wirbelsäule wird anhand eines Röntgenbildes gemessen (Cobb-Winkel). Nach den internationalen Richtlinien werden Skoliosen bis zu einem Cobb-Winkel von 20° üblicherweise ausschließlich physiotherapeutisch behandelt. Da sich die Skoliose  im Wachstum verschlechtern kann, ist eine optimale Skoliosetherapie meist als Langzeittherapie gestaltet.
Wenn die Skoliose bei Kindern oder Jugendlichen, die sich noch im Wachstum befinden, den Krümmungsgrad von 20° übersteigt, wird in der Regel zusätzlich zur skoliosespezifischen Physiotherapie ein Korsett empfohlen. Dieses wird vom behandelnden Arzt verordnet und von einem Orthopädietechniker nach Maß angefertigt. Das Korsett unterstützt die Aufrichtung der Wirbelsäule und korrigiert  so weit wie möglich die vorhandenen seitlichen Krümmungen und die Rotation des Brustkorbs. Damit das Korsett die bestmögliche Wirkung entfalten kann, muss es Tag und Nacht getragen werden. Nach einer etwa dreiwöchigen Eingewöhnungszeit soll eine tägliche Tragedauer von mindestens 20 Stunden erreicht werden. Für jede sportliche Aktivität wird das Korsett abgenommen, wobei allerdings Sport und die Zeit für physiotherapeutische Übungen zur Tragezeit des Korsetts dazugerechnet werden dürfen.Skoliose2


Wenn eine Skoliose trotz intensiver Therapie aggressiv voranschreitet und das Ausmaß der seitlichen Krümmung den Winkel von 50 – 60 Grad übersteigt, wird auch eine Operation der Wirbelsäule in Betracht gezogen. Da aber eine Operation immer eine Versteifung eines bestimmten Abschnitts der Wirbelsäule bedeutet, muss dieser Schritt genau überlegt und geplant werden.
Eine individuelle Skoliosetherapie ist in jedem Alter und in jedem Stadium sinnvoll und empfehlenswert. Bei Kindern und Jugendlichen wird im Wachstum an einer optimalen Aufrichtung gearbeitet, da die Wirbelsäule noch formbar ist. Bei erwachsenen Patienten soll ebenfalls mit der Physiotherapie eine Zunahme der Skoliose und ihre möglichen Folgeerscheinungen wie Schmerzen, Bewegungseinschränkungen sowie Funktionseinschränkungen der inneren Organe verhindert werden.
Die dreidimensionale Skoliosebehandlung nach Schroth wurde zwischen 1910 und 1920 von Katharina Schroth, die selber an einer Skoliose litt, entwickelt und von ihrer Tochter Christa Lehnert-Schroth in späteren Jahrzehnten weiterentwickelt.


In der Therapie wird an einer aktiven Haltungskorrektur von Becken, Wirbelsäule und Brustkorb unter Berücksichtigung aller vorhandenen Krümmungen gearbeitet. Ein weiterer wesentlicher Bestandteil der Therapie ist neben der Haltungskorrektur auch die Korrekturatmung. Die konvexen Abweichungen des Rumpfes werden durch muskuläre Aktivität (Raffung) aktiv korrigiert, die konkaven Abschnitte werden mit Hilfe der Dreh-Winkel-Atmung geweitet. Um die Körperwahrnehmung der Patienten zu fördern, wird mit visuellem und taktilem Feedback gearbeitet.


Eine Therapie gilt dann als ganzheitlich und umfassend, wenn nicht nur an der Form der Wirbelsäule gearbeitet wird, sondern auch die Fußgewölbe, die Beinachsen sowie die Schulter- und Hüftgelenke mitberücksichtigt werden.

Die Schroth-Therapie eignet sich für Kinder ab dem Schulalter, Jugendliche und Erwachsene.
Um das Therapieziel einer größtmöglichen Aufrichtung der Wirbelsäule zu erreichen, ist es unbedingt erforderlich, die erlernten Übungen selbständig und regelmäßig durchzuführen und in den Alltag zu integrieren. Das kann bei Kindern nur mit entsprechender Unterstützung der Eltern gelingen.

 

Sport und Bewegung werden bei Skoliosepatienten grundsätzlich immer als positiv und hilfreich bewertet, sind aber kein Ersatz für die therapeutischen Übungen, sondern eine wichtige Ergänzung. Beim Sport wird die Muskulatur trainiert, das Herz-Kreislauf-System gestärkt, das Lungenvolumen gesteigert, die Ausdauer erhöht, das Körpergefühl verbessert und vieles mehr. Empfehlenswert für Skoliosepatienten sind Sportarten, die eine symmetrische Kräftigung der Rumpfmuskulatur und eine Aufrichtung der Wirbelsäule bewirken, wie z. B. schwimmen, reiten, tanzen, Aerobic, Jazzercise, Laufen, Nordic Walking oder langlaufen.

 

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Physiotherapie Helga Schönpos, Satteltal 36, 4871 Zipf, Tel.: +437682 38 18 Impressum